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Generali München Marathon

„Mein München Marathon 2022“

50 Jahre nach den – von Tod, Leid, Terror leider dunkel überschatteten – Olympischen Spielen in München zu laufen war und ist etwas ganz Besonderes. Umso schöner, wenn in diesem Herbst so viele Nationen (darunter unmittelbar vor mir auch ein wunderbar lustiger und motivierender Laufcoach und sein Schützling aus Israel) friedlich zusammenkommen, um zusammen zu laufen.
Insgesamt waren es an dem Wochenende in München etwas über 20.000 Starter (knapp über 3000 davon Marathon, zusätzlich gibt es Staffeln, ’10er‘ und ‚Halbe‘), das Startgeld entspricht den üblichen Stadt-Marathons im Herbst wie Köln oder Frankfurt.
Die Abholung der Startnummer findet bereits im Olympiastadion statt , wo am Sonntag Start und Ziel warten .  Die Marathonmesse hat verhältnismäßig wenig Aussteller.  Vorteil: man genießt mehr die Besonderheit der Architektur (der Architekt des Stadiondaches nahm die Nylonstrümpfe seiner Frau zum Vorbild, lese ich im Reiseführer) und die bunte, volle Schönheit des großen Olympiaparks im Herbst.

Achtung, Sicherheitshinweis: Wegen der Weitläufigkeit des Parks nutzen Eingeweihte zur Marathonmesse, Start und Anfeuern das Fahrrad (andere, die noch dazu keinen Orientierungssinn haben – so wie ich -, laufen dann lieber unfreiwillig einen Ultra, haha…).
Samstag gibt es einen „Trachtenlauf“ zum Aufwärmen (im Ziel warten ‚a Weißwuascht und a Bia‘) – wers mag, hat hier bereits sein Spaß; die anderen warten und freuen sich auf…

Sonntag:
Der Start erfolgt je nach avisierter Zielzeit in verschiedenen Blöcken ab 9.00 Uhr bis 9:25 Uhr; die Stimmung ist bereits sehr gut – Verwandte und Freunde können sich im Stadion für später warmklatschen.

Auf der Strecke hört man einige Samba-Truppen, eine wirklich sehr gute Rock-Cover-Band, die man sogar dreimal passiert (und damit die Stones, Bruce Springsteen und Van Halen). Im Englischen Garten wird es dagegen äußerst ruhig (fast so wie bei einem Landschaftslauf… oder bei uns am Baldeneysee) und man kommt mehr mit seinen Mitläufern ins Gespräch (darunter solche, die bereits 1988 den Vienna-Marathon gelaufen sind und immer noch das T-Shirt dazu tragen können – Figur und Stoff haben gehalten… könnte mir nicht passieren, denke ich mir im Stillen ;-)). Zur Halbmarathonmarke wir es wieder richtig laut: Die bald nach den letzten Marathonläufer*innen startenden „Halben“ machen richtig Party und brüllen dich namentlich vorwärts, passende Musik gibt es von Radio Gong, das live von dort überträgt …

Überhaupt ist „Stimmungsmache“ dem Münchner (gleich welchen Alters!) ein Herzensanliegen, Kompliment und Dank dafür!
Die insgesamt recht flache Strecke zeigt fast das komplette Stadtpanorama (nicht so vielfältig wie in Berlin freilich – ich gewinne eher den Eindruck, dass ganz München entweder aus Villen oder klassizistischen Prachtbauten besteht).
‚Blasmusi‘ (in zünftiger Tracht) höre ich ebenfalls, sie mag dazu beitragen, dass ich kurz vor km 40 denke „Irgendwie sind die km hier kürzer als im Ruhrgebiet“ – wahrscheinlich sind sie das nicht, klar, aber der Gedanke ist für mich ein gutes Zeichen, dass Bänderrisse, Coronaerkrankung und kaum Zeit fürs Training keine längerfristigen Hindernisse zu einem Lauf in Wunschzeit – unter 5 Stunden – sind….)

Zieleinlauf ist im Olympiastadion, nachdem man den Tunnel und das „Marathontor“ passiert hat: bei der Streckeninspektion tags zuvor fällt mir bei den ‚Marathontor‘ schmunzelnd die alte Fußballweisheit ein: Morgen muss „das Runde in das Eckige“ (auch wenn ich mich nicht ganz so rund fühle wie die vollschlanke Dame, deren Denkmal ich im Olympiapark passieren – Ehrenmal den Hobbysportlern!

Im Ziel erwarten die Läufer gute Stimmung, laute Musik, freundliche Helfer mit Medaille samt bayerischer Tracht (inkl. Regenponcho gegen die Kälte, das tut sehr gut… Ich brauche etwas bis ich im Hotel bin), die Zielverpflegung ist angemessen aber nicht zu üppig (hier habe ich schon dekadentere Läufe erlebt): ‚Brezn‘, Kuchen, Bananen.

Insgesamt ein schöner Lauftag (wie die Gesamtwertung verrät, übrigens auch für die Letzten, die trotz Laufzeit von über 6:30 h noch eine Zielzeit bekommen, was in der Ausschreibung noch sehr viel strenger klang…).
Zufrieden ist man an diesem Tag genauso ganz vorne: Auch der Streckenrekord fällt (dank der Eliteläufer, die nach langer Zeit wieder am Start stehen). Ich falle glücklich und zufrieden an dem Abend ins Bett: Stadtmarathons braucht man gewiss nicht überall und ständig, aber das Gefühl, die ganze Stadt liegt den Läufern zu Füßen tut zwischendurch sehr gut – die 42 km tanzt man mehr als man läuft. Danke!
Wibke Harnischmacher

 

Bericht und Foto: Wibke Harnischmacher