Ballon-Ultralauf 100 Meilen trifft auf Hochsommer
Das lange warten hat ein Ende. Jetzt greifen wir vom Laufteam des TC Kray 1892 e.V. auch wieder offiziell in das Wettkampfgeschehen ein. Nicht, dass uns vorher langweilig war . Mit meiner Laufpartnerin Birgit Jahn bin ich immer wieder auch längere Strecken gelaufen oder gewandert.
Auch beim Ballonathon, eine Laufempfehlung unter Freunden , waren wir das das eine oder andere Mal mit dabei. Der Erfinder dieser tollen Idee , Jan Philipp Struck , ist auch der Ausrichter des Ballonultralauf 100 Meilen Sommer Edition , der für uns nun der Wiedereinstieg ins Wettkampfgeschehen wurde.
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Bild von Ralf Schuster
2018 wurde der Lauf aus der Taufe gehoben. 11 Starter waren damals noch im Herbst bei der Veranstaltung dabei.Im Sommer letzten Jahres waren dann im Sommer schon 110 StarterInnen dabei. Das es in diesem Jahr trotz Corona , hoch offiziell 150 Teilnehmer sein durften, kann man als echten Glücksfall bezeichnen. Das der Lauf ausgebucht war, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
Das Konzept der Veranstaltung kommt sehr gut an. Die Gesamtlänge von 100 Meilen ( laut Ausschreibung 161 Kilometer) ist in 8 Einzelstarts aufgeteilt. Je 5 Meilen hat man 100 Minuten Zeit. So kommt man auf eine Gesamtzeit der Veranstaltung von etwa 34 Stunden.Wer schneller ist ,hat zwischendurch länger Pause.
Begonnen wird in der Folge 5,10,15 und 20 Meilen,danach geht absteigend in gegengesetzter Richtung zurück. Die Starts kann man sich individuell zusammen stellen. So ist ein DNF ausgeschlossen.
Das Ganze findet rund um das Bürgerhaus alte Heide in Hamm statt. Durch den ehemaligen Fußballplatz auf dem Gelände gibt es reichlich Platz ,um die Corona Regeln einzuhalten. Alles kann gut getrennt werden, man kommt sich nicht zu Nahe. Auch zum Übernachten reicht der Platz vollkommen.Selbst die vielen Zelte und Wohnmobile können Sicherheitsabstand halten.
Die Verpflegung vor Ort ist hervorragend, es bleiben keine Wünsche offen. An den Strecken gibt es ab 10 Meilen VPs.
Berücksichtigt man die vielen Leistungen und den enormen Aufwand, ist das Startgeld als moderat und fair zu bezeichnen.
Eigentlich ist der Aufwand der vielen Helfer unbezahlbar. Über 2 Tage waren immer helfende Hände vor Ort , sorgten für Nachschub beim Essen und Trinken, spülten Teller und Tassen und sorgten sich um jede Kleinigkeit ,die an sie heran getragen wurden. Die Liste der Leistungen ist sehr lang. Dabei merkte man aber immer die Spaß und die Freude, die über dieser Veranstaltung lag. Man begegnete sich mit Respekt und war stets freundlich. So sollte es auch im „normalen“ Leben zugehen. Zum Glück findet man das beim Ultralaufen noch sehr oft.
Als Danke nochmal , Jan-Phillip. Ihr wart großartig . Es war für uns ein unvergessliches Laufwochenende !
Bild von Ralf Schuster
Und das Wetter passte auch zum Event. Schön sollte es werden. Am Samstag war es dann aber zu viel des Guten. Die Wetterleute meldeten mit deutlich über 30 Grad den heißesten Tag des Jahres.
Nach einer knappen Stunde Anreise aus Essen sind wir um 9 Uhr vor Ort. Die besten Parkplätze sind jetzt schon weg. Es gibt nur kurze Wartezeiten beim abholen der Startnummer. Als das Zelt steht, bin ich schon das erste Mal durchgeschwitzt. Es ist zwar bewölkt und 25 Grad warm. Aber eine drückende Schwüle liegt wie Blei über der alten Heide.
Birgit und ich wollen wieder zusammen laufen , wir sind ein eingespieltes Team .
Um 10 Uhr startet der erst 5er. Wir gehen es behutsam an , das Wochenende ist noch lang .Es ist immer noch bewölkt und es nieselt leicht. Aber die Luftfeuchtigkeit macht allen zu Schaffen. Nach einer Stunde sind die ersten 5 Meilen im Sack.
Jetzt schnell viel trinken und kurz die Beine hoch legen. Und den Trinkgürtel für die 10 Meilen auffüllen. Denn trotz der Wasserstellen muss ich zusätzlich Flüssigkeit mit auf die Runde nehmen.
Zum Start sind wir schon nah an der 30 Grad Marke. Es ist zum Glück immer noch wolkig. In dieser Runde laufe in mit Laufkollege Dennis . Leider viel zu schnell, wir wir am Ende bemerken. Das darf mir nicht noch einmal passieren !
Um 15 Uhr stehen dann die 15 Meilen an. Die Wolken verziehen sich und es geht klar über die 30 Grad hinaus. Die Schwüle ist unerträglich . Ich kämpfe mich jetzt wieder mit Birgit, durch die langen ,schattenlosen Abschnitte. Am Ende gehen wir fast nur noch. Birgit ist am Anschlag. Wir kämpfen uns zusammen durch. Schön, so einen Laufpartner zu haben. Nach dreieinhalb Stunden ist der Spuk vorbei.
Die längere Pause nutzen wir um unsere Speicher einiger maßen zu füllen. Trinken geht ja gut, essen fällt mir schwerer. Jetzt wird noch schnell geduscht ,um runter zu kühlen.Das weckt neue Lebensgeister.
Bild von Ralf Schuster
Um 20 Uhr stehen wir Pünktlich zum Start der 20 Meilen bereit. Es ist nicht mehr ganz so heiß , es ist allerdings immer noch Waschküche. Vorsichtig starten wir in die Nacht. Wir finden eine Gruppe,die gut funktioniert. Am Ende wird sie uns durch die Nacht retten. Besonders Thomas als Radbegleiter sorgt mit seiner Musik für gute Stimmung. Denn es steht uns noch eine unerwartete Hürde im Weg.
Um 22 Uhr wird es langsam dunkel. Es gibt eine blutrote Dämmerung . Nahtlos zeigt sich dann der Mond in dunklen Rot. Ein schlechtes Omen, wie sich herausstellen sollte.
Schnell zieht sich der Himmel zu . Jetzt ist es richtig dunkel. Von weitem siegt man erstes Wetterleuchten , aber es ist immer noch still. Dann bricht das Inferno los. Es blitzt und donnert pausenlos. Da rutscht mir schon mal das Herz in die Hose. Dann öffnet der Himmel seine Pforten. Nach leichtem Regen schüttet es wie aus Kübeln. Auch Hagelschauer sind dabei. In der Gruppe finden wir dann den Weg, was nicht so einfach ist, da alles überschwemmt ist. Mir wird richtig kalt und mein Kreislauf spinnt. Dieses Mal hilft Birgit mir wieder auf die Beine. Mit unserer tollen Gruppe erreichen wir dann im Regen das Bürgerhaus.
Hier ist meine Entscheidung dann gefallen. Den Zweiten 20er werde ich nicht mehr machen. Ich will nur noch warm Duschen und dann ab ins Zelt. Ich bin komplett durch und schlafe wie ein Baby. Um 8 Uhr weckt mich Birgit dann. Sie sagt , dass für sie Schluss ist. Ein Wunder, das sie mit ihren Rückenproblemen so lange durchgehalten hat. Sie wird am Ende mit gelaufenen 50 Meilen in 11:14:15 Std. 17. Frau und 3. in der W45. Was für eine Leistung !
Mich packt nochmal der Ehrgeiz. Die 100 Kilometer sollen es doch noch sein.
So bin ich um 9:20 zum Start über 15 Meilen dabei. Der Gewittersturm der Nacht hat die Temperaturen etwas gedrückt. Aber die Sonne kommt langsam wieder raus und verdampft den Regen der Nacht.
Ich laufe erst alleine los. Ist immer komisch ohne Birgit . Dann sehe ich Katja und Saskia aus meiner Nachtgruppe vor mir. Jetzt ist mein Lauf gerettet. Bis zum Zieleinlauf werden wir uns nicht mehr trennen. Sonst ist alles wie gestern. Sonne brennt vom Himmel und wir leiden gemeinsam. Dann ist es auch nicht so schlimm. Nach etwa 3:40 Std. Laufen wir ins Ziel und freuen uns über den Beifall der Anderen. Danke Mädels für eure Begleitung. Es war mir ein Vergnügen.
Bild von Ralf Schuster
Birgit nimmt mich in Empfang. Schön das jemand im Ziel ist. Ein schönes Gefühl von Zusammengehörigkeit.
Ein Gefühl von Glück ,Freude und Stolz durchströmt mich. Ich habe beschlossen, das jetzt für mich Schluss ist. Ich will mich nicht weiter quälen und das Gefühl mit nach Hause nehmen.
Für die 65 Meilen habe ich 14:37:36 Std. gebraucht und Platz 4 in der AK M55 erreicht. Damit bin ich komplett zufrieden .
Mein Glückwunsch geht aber an alle 154 LäuferInnen in den Listen. Bei diesen Bedingungen ist eure Leistung sogar noch mehr wert.
Ich verlasse mit Birgit dann gegen 13 Uhr die alte Heide in Hamm. Wir haben hier ein unvergessliches Laufevent gefeiert. Auch haben wir viele nette Menschen kennen gelernt. Das ist wohl noch wichtiger als der sportliche Erfolg.
Also Jan Phillipp , halte den Lauf bitte weiter so menschlich.
Klar kommen wir wieder. Und vielleicht geht es dann ja noch ein Stückchen weiter.
Bericht und Fotos von Ralf Schuster