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Ballonathon Traumtour Lüdinghaus

Es ist wieder Ballonathon Zeit ! Endlich , denken sich viele LäuferInnen genau wie ich. Denn in Zeiten der Corona Pandemie leiden gibt es so gut wie keine Laufveranstaltungen mehr. Langeweile, ja manchmal Verzweiflung macht sich in der Laufszene breit.
Jetzt kommt Jan Philipp Struck ins Spiel,  der eine Idee hatte. Schon im letzten Jahr brütete er den Ballonathon aus. Es läuft unter dem Motto Laufempfehlung unter Freunden. Er sucht sich Strecken von etwa Halbmarathon Länge aus , und markiert sie eigenhändig.  Immer im hübschen grün und orange. So kann man seinen Weg in beide Richtungen gut finden. Natürlich gibt es auch immer einen Track dazu. Für Technik Nullen wie mich sind die Farbmarkierungen aber wichtiger. Und bis jetzt bin ich auch immer, trotz so manchem Extra Kilometer,  immer angekommen.
Diese Runde kann man den an einem einem Wochenende beliebig oft Laufen.
Gelaufen wird natürlich Corona Konform. Jeder ist für seine Verpflegung selbst verantwortlich.   Man trägt sich einfach in eine Zeittafel ein. Eine Leistungsnachweis gibt es in der folgenden Woche zum ausdrucken.
Jede Woche findet er an einem anderen Ort in Nordrhein-Westfalen statt. So kommt man ordentlich rum und lernt viele neue Strecken kennen.

In diesem Jahr gib es gleich 8 Ballonathons am Stück. Nummer 3 ist heute an der Reihe. An diesem Wochenende steht Lüdinghausen im Münsterland auf dem Programm.  Mit „Traumtour“ wurde die Runde angepriesen. Und hier hat Jan Philipp nicht einmal übertrieben.

Ich bin wieder mit Birgit Jahn unterwegs.  Seit langer Zeit sind wir auf der Strecke unzertrennlich, ein eingespieltes Team. Um 8 Uhr sind wir auf dem Parkplatz. Es nieselt und es ist ziemlich kalt. Also Traumwetter ist es leider nicht.  Jetzt soll uns die Traumtour dafür entschädigen. Und das wird sie, um es schon einmal vorweg zu nehmen.

Denn die Runde ist sehr abwechslungsreich.  Das einzige, was  es hier nicht gibt,  sind Höhenmeter.  Knapp 150 haben wir nach 43 Kilometern auf der Uhr. Als Flachländer sind wir darüber nicht traurig.
Zum Start umrunden wir einen kleinen See gleich zweimal.  Das ist gut, denn ich liebe es ,am Wasser zu laufen. Eine Entenmutter ist von unserem Anblick nicht so begeistert, wie wir von ihrem. Hastig bringt sie ihre Jungen in Sicherheit.  Für uns geht es weiter Richtung  Dortmund Ems Kanal.  Wieder Wasser,  genau das richtige für mich.  Wir überqueren den Kanal und treffen die ersten Läufer, die und freundlich Grüßen. Diese positive Stimmung auf der Strecke wird uns auch die gesamten fast 6 Stunden begleiten.
Jetzt biegen wir ab in den Wald um nach kurzer Zeit offenes Feld zu erreichen. So stelle ich mir das Münsterland vor. Die Schaafe am Bauernhof  haben sich zurück gezogen.  Hier ist es sonst wohl viel ruhiger. Die abgeernteten Stoppelfelder erinnern an den Herbst. Und dazu passt auch das Wetter.  Aber es klart etwas auf , der Regen macht Pause.

Für uns geht es dann im Wald weiter  Über eine zauberhaften Singletrail und entlang eines romantischen Baches geht unser Traumtour weiter. Ein Teppich von Buschwindröschen ergießt sich über den kahlen Waldhofen.  Es ist wie im Märchen ! Und man glaubt es kaum. Am Ende sollte es noch besser kommen.
Wir landen wieder am Kanal und wechseln die Seite. Feld und Wald wechseln schnell und lassen keine Langeweile aufkommen. Dazwischen fließt ein kleiner Fluß und bietet wir seinen Gewirr an Abzweigungen unzähligen Wasservögeln eine Heimat.
Die Runde neigt sich dem Ende entgegen und wir kommen zum ersten mal in den Ort. Aber schon kurz danach gibt es wieder was neues. Ein gepflegter Park liegt vor uns. Fasan und Hase sind hier unterwegs und Störche brüten hier.
Wir laufen dann an Entwässerungskanälen entlang . Burg Vischering kündigt sich an. Durch die Bäume taucht sie dann langsam auf. Sie ist wirklich wunderschön,  und schon fühle ich mich wieder wie in Grimms Märchen. Ich warte fast darauf,  das sich das Fenster am Burgturm öffnet und Rapunzel ihr Haar herunter lässt.

Das passiert dann aber nicht, aber der Gedanke hat uns gut gefallen.
Schon wenige Hundert Meter weiter wartet das letzte Highlight auf uns. Burg Lüdinghausen zeigt sich uns mit einer tollen Spiegelung im Wassergraben. So, als hätte sie nur auf uns gewartet.
Ziemlich beeindruckt kommen wir dann wieder auf den Parkplatz.  Jetzt ist Verpflegung angesagt.  Bei dieser phantastischen Runde ist es klar , dass wir noch eine dran hängen. Und sie war nicht weniger beeindruckend als Runde 1.

Nach knapp unter 6 Stunden sind wir dann im Ziel. Hier hatte ich dann noch richtig Grund zu feiern.  Das war heute mein 150. (Ultra) Marathon. Eine schönere Strecke hätte ich mir dafür nicht wünschen können. Ich kann es selbst kaum Glauben. Ich bin in meinem eigenen Märchen. Vor über 20 Jahren wurde mir nach mehreren Knie Operationen ein Leben auf der Couch vorher gesagt. An Laufen war gar nicht zu denken. Zum Glück haben Ärzte auch nicht immer recht. Und jetzt stehe ich vor dieser unglaublichen Zahl !

Aber hier soll die Reise für mich noch nicht zu Ende sein. Ich laufe seit ein paar Jahren bewusster, Tempo ist nicht mehr wichtig. Und ich fahre seht gut damit. Seit mehr als 3 Jahren bin ich verletzungsfrei.  Denn trotz meiner Krankheitsgeschichte und meines Alters habe ich noch viel vor.

Besonders erwähnen muss ich noch Birgit Jahn. Sie ist seit über 3 Jahren mein ständiger Begleiter auf den Laufstrecken. Sie gefunden zu haben war ein echter Glücksfall. Seit Beginn der Corona Pandemie sind wir noch häufiger unterwegs und erkunden unser schönes Ruhrgebiet
Darum ist sie genau  der Mensch, mit dem ich auf mein Jubiläum anstoßen möchte. Natürlich hat sie dafür gesorgt, das dafür auch was da ist. Blaue Fanta war für diesen Anlass durchaus angemessen, wie ich finde.

Ich habe mich aber auch sehr gefreut,  endlich mal wieder ein paar Lauffrende getroffen zu haben. Wenn auch nur kurz.
Vielleicht trifft man sich ja bei nächsten Ballonathon in Velbert.
Ich würde mich sehr freuen.

Bericht und Foto: Ralf Schuster